1. Teil
1472-1478
 Erläuterungen
   Spätgotik
 Ulrich Leman - St Gallen 1472

Im Jahre 1472 trat der St. Gallener Kaufmann Ulrich Leman  mit dem Schiffe des Reeders Contarini in Venedig eine

 Pilgerreise in das Heilige Land

an. Solche Pilgerreisen reicher Bürger, Kleriker und Fürsten waren schon vor den mittelalterlichen Kreuzzügen üblich gewesen und wurden etwa bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts regelmäßig durchgeführt. Ulrich Leman , ein Zeitgenosse Albrecht Dürers in Deutschland und Leonardo de Vincis in Italien hat in einer nach Form und Inhalt der Spätgotik zuzurechnenden Handschrift, die uns komplett erhalten ist und in der Münchener Staatsbibliothek verwahrt wird, auf 112 Seiten von seiner Reise und dem vieljährigen Aufenthalt in Jerusalem, in Damaskus und den Inseln im östlichen Mittelmeer berichtet. Der Bericht ist in einem schweizerisch gefärbten Deutsch verfasst, das nach einiger Übung auch gut verständlich wird; der Text ist aber nicht immer leicht zu entziffern. Abgesehen von dem vorangestellten Wappen des Autors und einer kleinen schematischen geographischen Skizze gegen Ende des Werkes ist die Handschrift nicht illustriert. Hier stellen wir die erste Seite im Faksimile der buchstabengetreuen Umschrift gegenüber. Eine zusammengefasste und leicht lesbare Darstellung der ersten Teils der Reise, der sich bis ins Jahr 1478 hinzog, ist über die linke Navigationsleiste erreichbar.

 

heilig1c

Buchstabengetreue Umschrift:

Dis nach geschriebn ist ain register ueber das buch von dem weg  zu dem  hailgen grab von Jerusalem in gelopte och egipte und surja land un wonder hierin begriffen.

Wan si fil sind die nu ain mal in dem gelopten land gesin sind und fil davon schriben, so han ich, ulrich lemaa,  fuer mich genommen  es in geschrift zu setzen wann ich sechs jahr stätteklich die selben land durchwandlet hann mit graffen, ritter edling und denn mit koflut  und in mengerlay weis  och dasselbig mär angelich durchwandlet han und durchfaren bin, so setz ich mir ds in geschrift mir zu ain gedaechtnis und memori und denen die es gern lessent für ain curtzweil und zu ain dächtnis.

Wann das gesegnet oder gelopt land ist das land das got abraham un sinen sonan verhaissen un gegeben hatt und unser herr Jesus Christy hat das selbig land mit sinem kostbaren blut selb gewiht un benediget und geeret mit siner gegenwertikait un erwirdikait.

In unser menschlicher blödikait er hatt och in disem gelopten land das menschlich geschlächt von der ewigen verdammnis wollen erlösen wi er wol jetzt das selb land von unser sünd wegen dip gestrauft ist worde un gekomme als mann in der halgen geschrift woll find in der alte un nurem c.

so find ich das das halig gelopt land un das hali grab vonn Jerusalem sid cristus geburt fier malen genommen ist worde

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